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Betrieb & Technik
23.12.2022

Ein Kommen und Gehen: Rolltreppentausch an der Donnersbergerbrücke

Wer kennt’s nicht? Gedankenverloren auf den Stufen stehend oder per Sprint zum Bahnsteig: Viele von uns nutzen die Fahrtreppen zu den Münchner S-Bahnsteigen wie selbstverständlich. Das ist auch kein Wunder, denn die motorisierten Stufen sind superpraktisch und kaum mehr wegzudenken. Im Schnitt sind sie 13 Jahre im Einsatz bis sie in die Rolltreppen-Rente entlassen werden – an der Donnersbergerbrücke haben die „rollenden Stufen“ sogar über 20 Jahre ihren Dienst getan. Deshalb wurden sie jetzt ausgetauscht und wir waren für euch dabei. Wie der Rolltreppentausch abläuft und warum dabei hauptsächlich nachts gearbeitet wird, hat uns Projektleiter Tobias von der DB Station&Service AG verraten, von denen insgesamt im unserem S-Bahn-Netz 94 Fahrtreppen  betrieben werden.

Ganz wichtig: gute Laune

Planung ist das A und O

Eine Rolltreppe oder Fahrtreppe – wie  die Kolosse im Fachjargon genannt werden – auszutauschen bedarf ziemlich viel Vorbereitung. „Da gibt es so einiges zu beachten und lange im Voraus zu planen.“, verrät uns Tobias. Für den Austausch an der Donnersbergerbrücke wurde knapp zwei Jahre zuvor mit der Planung begonnen. Insbesondere, wenn die Baumaßnahme bei laufendem S-Bahn Betrieb und an der Stammstrecke stattfinden soll, ist die Herausforderung groß. Der Fall Donnersbergerbrücke bringt zudem noch eine weitere Besonderheit mit sich: Zwei der drei Fahrtreppen werden über die Gleise angeliefert. „Da muss von der Organisation bis zum Timing alles stimmen!“, sagt Tobias. Damit der S-Bahn-Verkehr nicht behindert wird, fand der Tausch der Rolltreppen deshalb in mehreren nächtlichen Etappen jeweils zwischen ca. 1 und 4 Uhr morgens statt. 

Fahrtreppenanlieferung per Sonderzug

Es ist stockdunkel, als sich mitten in der Nacht ein Bahnwagen mit schwerem Gepäck auf den Weg vom Umschlagbahnhof München Riem zur Donnersbergerbrücke macht. Eine Woche vorher hat bereits eine starke Mannschaft die alte Treppe demontiert, aus der Grube gewuchtet und mit dem gleichen Sonderzug in den Ruhestand verabschiedet. „Das ist ein richtiger Kraftakt, so ein Ding kann schon mal bis zu 10 Tonnen wiegen.“, verrät Tobias.

Die Fahrtreppe wird in Position gebracht

Während die meisten von uns noch im Land der Träume schlummern, wird die neue Fahrtreppe schon sehnsüchtig von der „Mannschaft fürs Grobe“ erwartet. Mit übergroßen Möbelschiebern wird die neue Fahrtreppe, die übrigens beim Transport noch in zwei geteilt ist, dann vom Bahnwagen bugsiert und Richtung Grube geschoben. Um die Rolltreppe nun anheben und platzieren zu können, wurden zuvor große Stahlträger an den Wänden befestigt. „Da muss jeder Handgriff sitzen, schließlich haben wir nur wenige Stunden Zeit, bis die Gleise wieder für den normalen S-Bahn-Verkehr frei sein müssen.“, sagt Projektleiter Tobias.

Die alten Teile haben ausgedient

Nach der Montage ist vor der Abnahme

Nach der Grobmontage ist noch einiges zu tun, bis die neue Fahrtreppe von uns S-Bahn Fahrgästen im Alltag benutzt werden kann. Immerhin wurde bei der Aktion nicht nur der große Silberriese selbst getauscht, sondern auch die dazugehörige Technik. Und die befindet sich im Steuerschrank. Kein Scherz, das Ding sieht wirklich wie ein Schrank aus. Die Fahrtreppe wird nun vom „Team Feinmontage“ verdrahtet, die Anschlüsse werden eingerichtet, der Handlauf befestigt und etliche Testläufe durchgeführt. Bevor der große Tag der regulären Inbetriebnahme kommen kann, braucht es abschließend noch das Go vom TÜV sowie eine fachtechnische und eine elektrotechnische Abnahme.

Puh, wir sind ganz schön baff und beeindruckt von der umfassenden Planung, den vielen Handgriffen und nächtlichen Aktionen, die dieser Rolltreppentausch mit sich gebracht hat. Beim nächsten Besuch an der Donnersbergerbrücke werden wir die Fahrtreppen sicher mit anderen Augen sehen und nutzen. Apropos Nutzen, wie war das nochmal mit dem „Rechts stehen, links gehen“? Schaut dafür doch mal bei unserem Rolltreppenknigge vorbei.

Von Tag 1 bis zur Rente: Wie viele Menschen transportiert eine Rolltreppe?

 

Beim Schreiben dieses Artikels haben wir uns gefragt, wie viele Menschen so eine Fahrtreppe an der Donnersbergerbrücke im Laufe ihres Lebens wohl transportiert? Die genaue Antwort kennen wir leider nicht. Wir haben uns allerdings ein kleines Rechenbeispiel erlaubt: Wenn täglich ca. 55.000 Fahrgäste den S-Bahnhof Donnersbergerbrücke nutzen und jede:r Dritte davon die Rolltreppe benutzt, sind das bereits mehr als 18.000 an einem Tag. Innerhalb eines Jahres kommen nach dieser Rechnung weit über 6,6 Millionen Rolltreppennutzer:innen zusammen. Bei einer 20-jährigen Fahrtreppenbetriebsdauer, wie im Falle der Donnersbergerbrücke, macht das stattliche 131 Millionen Nutzer:innen. Ganz schön beeindruckend, oder?