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Andreaskreuz an einem Bahnübergang
Betrieb & Technik
22.07.2019

Nicht lang quatschen, anpacken! – Unser Notfallmanagement

Betriebsstörung – allein bei diesem Wort rollen viele Fahrgäste mit den Augen. Im Sommer heißt das nämlich zum Beispiel: Dicht an dicht gedrängt stehen und warten. Jeder sehnt sich danach, endlich am Ziel zu sein. Doch dann bleibt auf einmal die S-Bahn mitten auf der Strecke stehen. Warum? Wegen einer Betriebsstörung. Auch nicht schön ist es im Winter, wenn Minusgrade herrschen und auf dem Bahnsteig ein eisiger Wind weht. Dass es zu Störfällen kommt, dafür gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Aber was passiert dann eigentlich? Und wer kümmert sich darum, dass im Notfall alles schnell wieder glatt läuft?

Immer im Einsatz - 24 Stunden, 7 Tage die Woche 

Werner ist Leiter des Notfallmanagements bei der S-Bahn München. Er kann den Unmut der Fahrgäste bei einer Störung nachvollziehen. Was viele nicht ahnen: Dahinter stecken die unterschiedlichsten Gründe. Und es gibt ein Team, das 24 Stunden, sieben Tage die Woche, daran arbeitet, in solchen Fällen schnellstmöglich alles wieder ins Lot zu bringen. Wenn’s sein muss, auch mit vollem Körpereinsatz!

Tatkräftig auch bei Extremwetter

Wie damals im Winter, erinnert sich Werner. „Wegen der Schneelast waren Bäume aufs Gleis gefallen. Die S-Bahn zum Flughafen konnte nicht weiterfahren. Schnell war die Feuerwehr vor Ort, um die Bäume vom Gleis zu bekommen.“ Als die Aufräumarbeiten in Gang waren, konnte sich Werner um die Fahrgäste kümmern. Eine große Reisegruppe wollte nach Abu Dhabi. „So viele Koffer habe ich noch nie gesehen“, erinnert er sich und lächelt. Kurz entschlossen begann er, all diese Koffer gemeinsam mit seinen Kollegen durch den Schnee zu tragen. Nicht lang quatschen, anpacken! – So könnte das Motto des Teams Notfallmanagement lauten. 

Langeweile? Auf keinen Fall!

Die Gründe für Störfälle sind total unterschiedlich. Neben Störungen an der Infrastruktur oder an den Fahrzeugen gibt es auch viele externe Faktoren: Unwetterschäden, spielende Kinder neben dem Gleisbett, Autos im Bahnübergangsbereich, Fahrgäste, die beim Einsteigen stolpern oder medizinische Notfälle in der Bahn. Das sind nur einige Beispiele aus einer Vielzahl an Gründen, weshalb wir manchmal auf unsere S-Bahn warten müssen. Um in diesen Fällen den Betrieb so schnell wie möglich wieder zum Laufen zu bringen, arbeitet Werner mit seinem siebenköpfigen Notfallmanagement-Team unermüdlich und vor allem ohne Lücke im Schichtdienst. Langeweile? Die kennt der Teamleiter nicht, obwohl er bereits 22 Jahre Berufserfahrung mitbringt. Gibt es einen Unfall, eine Unregelmäßigkeit, einen Notfall – Werner ist der Erste von der S-Bahn, der kontaktiert wird und der Erste vor Ort. „Redet man in solchen Fällen mit den gestrandeten Fahrgästen, erklärt ihnen die Situation, dann haben sie meist Verständnis“, weiß er. 

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Redet man mit den Fahrgästen und erklärt ihnen die Situation, dann haben sie Verständnis
Werner

Immer einen kühlen Kopf bewahren

Allein durch die Lautsprecherdurchsage könne der Fahrgast oft nicht nachvollziehen, was gerade passiert und warum er warten muss. Noch weniger weiß er, welchen logistischen Aufwand Werner und Co in Gang setzen, um schnellstmöglich Lösungen schaffen. Ist etwas passiert, müssen Werner und seine Kollegen mit ihrem Einsatzwagen spätestens 30 Minuten später vor Ort sein. Jede Unregelmäßigkeit, jeder Unfall und jede Störung wird genau dokumentiert. Immer wichtig: Wie und warum ist es zu dem Vorfall gekommen? Ist Werner vor Ort, verschafft er sich also zunächst einen Überblick – Wie kann man das Problem am besten beheben, damit die Fahrgäste ihre Fahrt fortsetzen können? Diese Regel findet dann eine Ausnahme, wenn der Lokführer möglicherweise einen Schock erlitten hat. Zum Beispiel bei einem schweren Unfall. Auch in solchen Fällen muss der Notfallmanager einen kühlen Kopf bewahren. 

Trotz Störfall ans Ziel

Wichtig sei immer auch die enge und reibungslose Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und Polizei. Gemeinsam arbeiten die Einsatzkräfte unter Hochdruck daran, dass Unwetterschäden beseitigt oder die an einem Unfall beteiligten Menschen versorgt werden. In solchen Fällen kommt oft auch der sogenannte ‚Kit‘ dazu, der Kriseninterventionsdienst – eine psychologische Betreuung für den Lokführer. Das Team Notfallmanagement kümmert sich dann mit Hochdruck darum, dass Taxis und Busse an den Start gebracht werden, damit trotz Störfall jeder an sein Ziel kommt. Umso wichtiger, wenn es für die Fahrgäste in den Urlaub geht und sie Flieger oder Anschlüsse erreichen müssen. Wie beim Vorfall damals im Winter, an den sich Werner mit einem Schmunzeln zurückerinnert. Die Fahrgäste waren dankbar für die tatkräftige Hilfe. Und das macht Werner und sein Team ebenso happy, wie wenn der komplette Betrieb dann nach getaner Arbeit wieder rund läuft.