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13.03.2021

Ein ikonisches Logo - aber wer hat's eigentlich entworfen?

Wir kennen es alle und sehen es beinahe täglich. Das weiße „S“ auf grünem Grund – das ist das Logo der S-Bahnen in Deutschland. Um seinen Ursprung zu ergründen, müssen wir nach Berlin blicken. Dort hat es vor 90 Jahren der Gebrauchsgrafiker Fritz Rosen entworfen. Das hat ein Historiker-Team nach umfangreicher Recherche herausgefunden – eine spannende Geschichte.

Der freischaffende Verleger und Historiker Mathias Hiller

Die Bahn schon immer im Blick

Schon sein ganzes Leben hat der Berliner Historiker Mathias Hiller ein besonderes Augenmerk auf die Bahn und die S-Bahn. Vor rund 20 Jahren dann hat er einen Hinweis auf die Urheberschaft des schlichten weißen „S“ auf grünem Grund entdeckt. Damals schreibt er in sein Notizbuch: Entwurf möglicherweise von Lucian Bernhard. Im Jahre 2015 veröffentlicht Buchautor Wolfgang Kiebert ein mehrbändiges Werk zur Geschichte der S-Bahn, darin ist aber als Logo-Urheber von einem Grafiker mit dem Namen Professor Bernhard Rosen die Rede.

Hmm, wer aber war es denn nun, der das Logo erfunden hat? Herr Bernhard oder Herr Rosen? Mathias Hiller begann mit der intensiven Recherche. „Die Angabe im Buch war schon fast richtig“, sagt er schmunzelnd. Damals haben der Grafiker Fritz Rosen und der weltbekannte Professor für Reklamekunst, Lucien Bernhard, zusammengearbeitet – und zwar im Atelier Bernhard-Rosen. Und dort liegt tatsächlich auch der Ursprung des allseits bekannten Logos.

Ein ikonisches Logo für 800 Reichsmark

Schon früher gab es immer wieder Recherchen zum Logo. 2012 etwa fand ein Triebfahrzeugführer der DB bei Nachforschungen im Landesarchiv einen Hinweis dazu, auf dem auch das Honorar für zwei Entwürfe und die Reinzeichnung verzeichnet war. Fritz Rosen bekam damals insgesamt 800 Reichsmark, die heute ungefähr 2.500 Euro entsprechen würden, für seine Arbeit.

Und wie lange hat er wohl dran gesessen fragt ihr euch? Dem Forscherteam um Mathias Hiller gelang es gemeinsam mit Udo Dittfurth, dem Direktor des Berliner S-Bahn-Museums, die Entstehungsgeschichte des Logos nachzuvollziehen. „Wir wissen nun, dass Fritz Rosen von März bis Juli 1930 an Entwurf und Gestaltung des S-Bahn-Logos für die Reichsbahndirektion Berlin arbeitete“, berichtet Mathias Hiller.

Entwicklung des S-Bahnzeichens: links ursprüngliche Version 1930, Mitte Variante ab 1933, rechts Variante ab 1936 (Grafik: Mathias Hiller)

Damals bis heute

Im Sommer 1930 war also das Original fertig – ganz genau gesagt am 14. Juli – erste Einsätze an Bahnsteigen folgten. Am 13. November 1930 schließlich wurde das S-Bahn-Logo offiziell zur Verwendung freigegeben. Und auch Logos entwickeln sich über die Zeit weiter. Damals befand sich das „S“ noch in einer bogenfensterartigen Form und unter dem „S“ stand noch das Wort „Bahn“. 1933 fiel das Wort „Bahn“ weg und seit 1936 bis heute ist das Logo rund. Wer einmal in Berlin unterwegs sein sollte, der kann dort auch noch die älteren Logovarianten entdecken, während wir hier in München 1972 natürlich nur das runde S-Bahn-Logo eingesetzt haben.

S wie Stadtbahn

So weit, so gut. Und wofür steht das „S“ denn nun genau? Darüber konnte lange Zeit gestritten werden. Nun, bis 1930 hieß das Verkehrssystem in Berlin „Stadt-, Ring- und Vorortbahnen“. Im amtlichen Nachrichtenblatt der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) vom 24. Dezember 1930 wurden die Historiker nach langer Aktenwühlerei zu dieser Frage fündig. Dort stand: „Die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen werden künftig kurz ‚S-Bahn‘ heißen.“ Es handelt sich also um eine Abkürzung und steht somit tatsächlich für „Stadtbahn“. Die Abkürzung des langen Namens hatte sich zu dieser Zeit nämlich in Berlin auch schon seit langem fest eingebürgert. Wenn das nicht mal eine gute Frage für eine Quizshow ist…

Über den Urheber des Logos

Fritz Rosen, Sohn jüdischer Eltern, arbeitete seit 1918 als Grafiker in Berlin und ab 1924 im Atelier des weltbekannten Professors für Reklamekunst, Lucian Bernhard. Nach Bernhards Emigration in die USA übernahm er das Atelier, musste aber nur ein Jahr später (1933) ebenfalls fliehen. Ab 1936 war er in London als Werbegrafiker tätig, wo er bis zum Ruhestand blieb. Er starb 1980 im englischen Brighton.