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Bauarbeiter mit Helm und Leiter
Betrieb & Technik
04.03.2020

Planung ist das ganze Leben! – unser Baustellenmanagement

Das Leben ist eine Baustelle. Das wissen wir alle, schließlich verändern wir uns und wachsen ständig. Also persönlich, als Menschen. Aber auch die S-Bahn München macht mit der zweiten Stammstrecke und dem Bahnausbau München, sowie vielen weiteren kleineren und größeren Baustellen derzeit einen extremen Entwicklungsschub und wächst mit ihren fast 50 Lenzen jetzt auch im Eiltempo. Von daher ist das Leben der S-Bahn München nicht nur eine einzelne Baustelle, sondern gleich rund 300 Baustellen pro Jahr. Damit der Betrieb davon möglichst wenig beeinträchtigt wird, sind viele Helfer im Einsatz. Zwei davon sind der Baustellenmanager Franz und sein Kollege Alex, der für die Fahrzeugumläufe und Lokführerschichten zuständig ist. Die beiden haben uns verraten, wie sie die Meisterleistung vollbringen, in diesem Dauerbeschuss an Planänderungen den Überblick zu behalten. Und eines sei an dieser Stelle schon vorweggenommen: Ohne eine glühende Leidenschaft fürs Austüfteln von hochkomplexen Plänen wäre der Job der beiden schwer möglich …

Planer und Anwalt der Fahrgäste

Freundlich lächelnd empfangen uns die beiden Männer in ihrem Büro direkt am Ostbahnhof. Ihre korrekt gebügelten, sauberen Hemden lassen schon vermuten, dass sie mit den Baustellen an sich wenig in Kontakt kommen. Selber buddeln ist also nicht? Wir liegen richtig. Der Verkehrsvertragsmanager Franz erklärt: „Das Schienennetz gehört nicht der S-Bahn selbst. Wir bekommen von unserem Netzbetreiber DB Netz mitgeteilt, wann und wo gebaggert, erweitert, modernisiert wird und dann planen wir die Verkehrsführung der S-Bahn um die Baustellen herum.“ Zwei Jahre im Voraus erhält das Team erste, sehr grobe Infos, dann folgen Verhandlungen mit dem Netzbetreiber. Dabei wird Franz selber zu einer Art „Bauanwalt“ der Fahrgäste. „Natürlich müssen die Baumaßnahmen wirtschaftlich sein. Aber die Betriebseinschränkungen zudem auch zumutbar für unsere Fahrgäste. Ich arbeite seit 20 Jahren bei der S-Bahn. Bin also durchaus in der Lage da einige Alternativen oder Lösungsvorschläge einzubringen“, sagt der stattliche Mann mit der festen Stimme. Und wir glauben es ihm sofort.

Fahrpläne in Handarbeit

Während Franz sich wieder über seine Pläne hermacht, sind wir als Außenstehende von deren Komplexität mindestens leicht überfordert. Er berechnet für jede Fahrt der betroffenen S-Bahn neue Fahrpläne. „Betroffene S-Bahn“ heißt in dem Fall: eine S-Bahn, die durch eine aufkommende Baustelle nicht nach dem Regelplan fahren kann. Wer hier die Hilfe von künstlicher Intelligenz vermutet, der irrt gewaltig. Franz braucht als Hilfsmittel lediglich ein Lineal, Stift, Papier und ein bisschen Ruhe. Fertig sind die Pläne. Die werden dann an die betroffenen Stellen im Unternehmen weitergeleitet – abhängig davon, was der Verkehrsvertragsmanager eingeplant hat –, eine Umlenkungsstrecke über ein anderes Gleis oder einen Schienenersatzverkehr.

Alles in andere Bahnen lenken

Dann kommt Alex von der Produktionsplanung inklusive seines Teams aus neun Mitarbeitern ins Spiel. Sie gehen noch tiefer in die Details und planen anhand der von Franz erstellten Pläne die einzelnen Fahrzeugumläufe und die damit verbundenen Lokführerschichten. „Allein letztes Jahr haben wir über 50.000 Lokführerschichten erstellt.“ Und dabei gilt es, allerlei Vorgaben und Sonderfälle zu bedenken. Zum Beispiel die Pausenzeiten der Lokführer, oder die Streckenwechsel, die eingehalten werden müssen, weil die Lokführer nicht immer die gleiche Strecke fahren sollen, damit ihnen die Aufmerksamkeit erleichtert wird. Oder wenn es um Wendegleise geht, an denen keine Langzüge (also drei aneinandergehängte S-Bahnen) eingesetzt werden können. Die Liste der zu beachtenden Dinge für die Kollegen des Baustellenmanagements und der Umlauf- und Schichtplanung ist lang. Was alle ihre unterschiedlichen Überlegungen bei der Arbeit eint? „Das Fahrgastwohl steht dabei immer im Fokus“, betont Alex. „Die Beeinträchtigungen müssen für die Fahrgäste immer so gering wie möglich gehalten werden. Ganz ohne geht es allerdings leider nicht“.

Die Leidenschaft zu planen

Ob er in seinem Job auch mal alle Fünfe gerade sein lassen kann, wollen wir von ihm wissen. Alex schaut uns verwirrt an. Die Frage allein scheint ihm schon absurd: „Nein! Natürlich nicht. Hier muss alles bis ins letzte Detail nicht nur zu 99, sondern zu 100 Prozent korrekt geplant werden“, sagt er, sodass uns absolut kein Zweifel daran bleibt, wie ernst er und sein Team ihren Job nehmen. „Die S-Bahn Pläne sind sekundengenau getaktet, jeder Eingriff in den Ablauf muss das einkalkulieren. Kleinste Abweichungen stören den gesamten Betrieb.“ Warum die Pläne so sekundengenau gefasst sind? Durch die vielen Fahrgäste verlangt es besonders zu Stoßzeiten an der Stammstrecke nach einer hohen Taktung. Die S-Bahnen haben also unter Umständen nur einige Sekunden Zeit zum Halten. Wenn sich dort etwas verzögert, kann sich das auf den ganzen Betrieb auswirken.

Baustellen – besser als ihr Ruf

Sind die Baustellen fertig geplant, gehen alle Infos an die Pressestelle. Die informiert die Medienvertreter dann in Rahmen einer Pressekonferenz, damit alle Fahrgäste sich auch über Zeitung, Radio und Co. immer up to date halten können. Ob sie in ihrer Freizeit genauso durchorganisiert sind, wollen wir von den beiden Baustellenmanagern noch wissen. Sie gucken sich kurz an und fangen laut an zu lachen. Ertappt! Das Herz der sympathischen Herren schlägt eben einfach fürs Planen – nicht nur im Büro. Die Familien freut’s. Frühbucherrabatte bei den Urlauben seien immer garantiert. Die Arbeit wird den Baustellenmanagern auch in Zukunft übrigens niemals ausgehen. Denn nur mit Baumaßnahmen kann ein modernes und leistungsstarkes S-Bahn Netz gewährleistet werden – gerade in einer stetig wachsenden Stadt wie München. Denn das S-Bahn Netz muss in dem gleichen rasanten Tempo wachsen, in dem es die Stadt tut. So steigt auch das Bauvolumen stetig an. Gut also, dass es Kollegen wie Alex und Franz gibt, die sagen: „Wenn mein Plan von A bis Z glatt durchläuft, genauso wie ich ihn ausgetüftelt habe – das ist wirklich das schönste Gefühl.“ Wir denken: Gut, dass wir das Baustellenmanagement haben, das die Belastung für alle Fahrgäste so gering wie möglich hält. Und wenn unsere Kolleginnen und Kollegen dabei dann auch noch Spaß an der Sache haben, tja, dann sprechen wir wohl von einer klassischen Win-win-Situation.